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Regie hat Sherry Hormann geführt... N.K.: .„.die ich sehr schätze, wir haben schon zum vierten Mal miteinander gearbeitet. Wir kennen uns inzwischen, es ist ein verläss- liches Fundament an Vertrauen da. Ein bisschen Angst hat man immer vor einem Dreh. Aber es gibt mir eine große Sicherheit, mit Sherry zu arbeiten. Jede kennt die Macken der jeweils anderen, aber wir haben trotzdem Lust, immer wieder Neues auszuprobieren. Das ist sehr schön. Sie sind tatsächlich noch nervös vor einem Dreh? N.K.: Na ja, ich komm ja nicht da an und weiß, wie alles geht. Man kann seine Fähigkeiten nicht immer zuverlässig abrufen. Natürlich habe ich irgendwann eine andere Rou- tine, mehr Sicherheit oder eine grö- ßere Kenntnis von Abläufen. Aber was am Ende dann rauskommt, ist jedes Mal ein Wagnis. Fällt es Ihnen schwer, sich nach Dreharbeiten von einer Rolle zu lösen? N.K.: Überhaupt nicht. Ich brau- che generell nicht lang, um mich irgendwo rein- und wieder rauszu- wurschteln, und weiß ziemlich ge- nau, wer ich bin und wer die Figur. Aber es gibt auch Momente, in denen es anders läuft: Vor Jahren habe ich mit dem Regisseur Rainer Kaufmann den Krimi „In aller Stille“ gedreht. Darin ging es um ein verschwun- denes und, wie sich herausstellt, von seinem Vater getötetes Kind. Ich spielte eine Kommissarin, und es gab diese Szene in der Pathologie. Ich wusste, da liegt eine Puppe unter dem Tuch. Aber das Kind sollte so alt sein wie mein Sohn damals. Da stand ich also und heulte Rotz und Wasser. Ich musste mir nicht viel vor- stellen. Als ich abends nach Hause kam, habe ich an meinem schlafen- den Sohn gerochen. Sie spielen häufig starke Frauen. In „Charit&“ etwa waren Sie als Kinder- ärztin Ingeborg Rapoport zu sehen. GESELLSCHAFT / INTERVIEW TUN RITUALE GUT? Ja, weil sie dem Alltag Ruhe und Struktur geben, sagt Nina Kunzendorf. Aber sie sollten nicht zwanghaft werden Sie war Jüdin, musste unter den Na- zis emigrieren und hat ihre damals unterbrochene Doktorarbeit mit 102 Jahren noch beendet. Was kann man von solchen Frauen lernen? N.K.: Ingeborg Rapoport hat eine ganz besondere Geschichte. Sie ist ja nicht nur einmal vertrie- ben worden. Ihre enorme Resilienz ist erstaunlich. Ich finde es immer faszinierend, wenn jemand zu Fall gebracht wird, mit so vielen Widrig- keiten zu kämpfen hat und trotzdem immer wieder aufsteht, seine Krone richtet und weiterläuft. Das beein- druckt mich zutiefst. Sie haben schon viele Schauspiel- preise gewonnen. Welcher davon ist Ihnen besonders wichtig? N.K.: Preise sind schön, aber nicht das Wichtigste. Ich bin eher glücklich über die Arbeit, die zu ei- ner Auszeichnung führt, und freue mich über die Anerkennung. Man kann von Preisen nichts ableiten, auch nicht, ob man danach neue, in- teressante Rollenangebote bekommt. Da trage ich warme, persönliche Komplimente länger mit mir herum. Noch mal zurück zu Ritualen und Ge- wohnheiten: Gibt es welche, die Sie im Hinblick auf Ihre Arbeit pflegen? N.K.: Ja, aber eher am Thea- ter als bei einem Dreh. Besonders während meiner Zeit in München hatte ich welche, und es war abso- lut erforderlich, sie einzuhalten. Ich musste zum Beispiel immer einen bestimmten Weg zum Theater fah- ren; dort angekommen, musste ich immer denselben Weg zur Gardero- be gehen und mir immer in der Kan- tine ein Wasser holen, und das alles zu einem bestimmten Zeitpunkt. Klingt fast wie eine Marotte.... N.K.: Ich hatte ein paar davon, und manches wurde fast ein biss- chen zwanghaft. Es gab so Sachen wie: „Wenn die Ampel da vorn gleich grün ist, wird es eine gute Vorstellung, und wenn nicht, dann nicht.“ So was kann echt ausarten. Wenn man erschrickt, weil man » DEZEMBER_22 eentaur 41
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